Projektbeschreibung
Hintergrund des Projekts
Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Die Staaten des Pariser Abkommen verpflichten sich, den weltweiten Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad Celsius, auf jeden Fall aber auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Um dies zu erreichen, müssen Industrie- und Schwellenländer die Treibhausgasemissionen deutlich senken. In der Europäischen Union haben sich die Mitgliedsstaaten zu einer Klimaneutralität bis 2050 bekannt. Vor allem der Mobilitätssektor steht daher unter massivem Handlungsdruck. Hinzu kommt, dass das Güterverkehrsaufkommen in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. In Deutschland ist der Verkehrssektor mit 146 Mio. t CO2-Äquivalente (2023) für rund 22 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Schiene als klimafreundlichere Variante des Güterverkehrs ist nicht umfangreich genug ausgebaut, um die steigende Güterlast aufzunehmen. Ansätze zur Vermeidung, Verlagerung oder Optimierung des Güterverkehrs sind daher nur bedingt geeignet, um zu den erforderlichen CO2-Einsparungen zu führen. Es braucht daher eine Alternative, mit der der Güterverkehr effizient und zeitnah mit erneuerbarer Energie klimaneutral gestaltet werden kann. Die Entwicklung neuer technischer Lösungen und deren Erprobung ist daher essenziell.
Projektidee
Der eHighway ist ein Lösungsansatz für einen klimaneutralen Güterverkehr. Die Idee war ist es, eine annähernd verlustfreie, direkte Energieversorgung schwerer Lkw über Oberleitungen aufzubauen. Die Oberleitung stellt sowohl die Energie für die Traktion als auch den Ladestrom aus erneuerbaren Energiequellen für die Lkw bereit. Mit Stromabnehmern, sogenannten Pantografen, erhalten die Oberleitungs-Lkw Strom. Während der Fahrt können so der elektrische Antrieb mit Strom versorgt sowie die Batterien geladen werden, um nicht ausgebaute Strecken zu überbrücken. Der elektrische Antrieb ist mit anderen Antriebslösungen kombinierbar – hybride Lösungen sind in Zukunft bspw. auch mit PtG/PtL denkbar. Nachdem der Sachverständigenrat der Bundesregierung 2012 das grundlegende Konzept als zukunftsträchtig bewertet hat, wurde die Technik nach dem Vorbild von Oberleitungsbussen und Straßenbahnen in verschiedenen Forschungsprojekten (u. a. ENUBA, ELANO) entwickelt.
Drei Videos vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) liefern weitere Informationen.
Video 1: Klimafreundliche Wege für Schwerlast-Lkw
Video 2: Alternative Antriebe für Schwerlast-Lkw im Vergleich
Video 3: Klimaneutraler Güterverkehr überwindet Grenzen
Feldversuch eHighway in Schleswig-Holstein (FESH)
Der Feldversuch eHighway in Schleswig-Holstein (FESH) ist eines der Pilotprojekte für elektrisch angetriebene Oberleitungs-Lkw. Auf der Bundesautobahn A1 zwischen Reinfeld und Lübeck wurde eine in beiden Fahrtrichtungen 5 km lange Oberleitungsteststrecke errichtet. Bis Ende 2024 pendelten hier fünf Oberleitungs-Hybrid-Lkw der Spedition Bode und später im Projekt ein vollelektrischer Oberleitung-Lkw der Deutschen Post / DHL und sammelten im Realbetrieb Daten für die Wissenschaft.
Ziel des Feldversuches war es, das Oberleitungssystem technisch, ökologisch, ökonomisch und unter Verkehrsgesichtspunkten bewerten zu können, um der Politik Entscheidungsgrundlagen für einen möglichen Ausbau zu liefern. Verschiedene Forschungseinrichtungen begleiteten den Praxisbetrieb der Oberleitungsanlage mit wissenschaftlichen Untersuchungen. Zu den Forschungsschwerpunkten gehörten u. a. die Beobachtung des Schwingungsverhaltens der Oberleitung, des Fahrdrahtanhubs und des mechanischen Verschleißes sowie die Entwicklung von Netzausbaustrategien. Studien zur Avifauna sollten Erkenntnisse zur möglichen Beeinflussung der vorkommenden Vogelarten durch die Oberleitungsanlage liefern. Die Erfassung und Analyse realer Prozessdaten dienten verschiedenen Modellrechnungen hinsichtlich der ökologischen und ökonomischen Effekte. Neben der reinen CO₂-Bilanzierung des Schwerlastverkehrs wurde auch eine Gesamtbilanzierung, die den Bau und den Betrieb der Infrastruktur umfasst, aufgestellt. Außerdem sollten die Erarbeitung neuer Logistikkonzepte sowie Betriebs- und Betreibermodelle die grundsätzliche Akzeptanz des Systems fördern.